Durch einen Auslandsaufenthalt kann der Arbeitsplatz über einen bestimmten Zeitraum geändert und neue Erfahrungen gesammelt werden. Doch wie lässt sich dieses Konzept gewinnbringend für Unternehmen und Arbeitnehmende vereinbaren? Rechtsanwalt Tobias Kromm, aus unserem Team Arbeitsrecht, befand sich im Oktober 2022 in Valencia bei EJASO ETL GLOBAL in einer Partnerkanzlei des internationalen Netzwerks ETL Global und lässt die Zeit dort Revue passieren.
1) Gab es einen konkreten Ausgangspunkt, an dem für Dich feststand, Dein Büro in der Kanzlei in Köln eine Zeitlang gegen die spanische Herbstsonne zu tauschen?
Das ist natürlich zunächst einmal ein sehr schönes Bild und selbstverständlich spielte auch die spanische Herbstsonne in Valencia eine gewisse Rolle für die Entscheidung, eine Zeitlang aus Spanien zu arbeiten. Allerdings hatte ich schon während der Schulzeit Interesse an der spanischen Sprache und Kultur. Diesem Interesse konnte ich in einem Erasmus-Semester an der Universidad de Salamanca noch weiter nachgehen. Als ich dann von den spanischen Partnerkanzleien aus dem ETL Global Netzwerk hörte, stand mein Plan ehrlicherweise schnell fest.
2) Wie hat Pelka Dich in Deinem Vorhaben unterstützt?
Ich konnte bei Pelka meinen Ideen schon immer ohne unnötige Hindernisse nachgehen. Deswegen hatte ich auch keine übermäßigen Berührungsängste, meine Ideen mit den entsprechenden Entscheidungsträgern zu besprechen und mein – bis dahin schon recht konkretes – Vorhaben zu erläutern. Ganz konkret konnte Piet Schröder als zuständiger Managing Partner des Bereichs Legal durch die Kontakte im ETL Global-Netzwerk schnell den richtigen Ansprechpartner in Valencia erreichen. Wir hatten innerhalb einer halben Stunde eine Zusage für meinen mehrwöchigen Aufenthalt in der Partnerkanzlei.
3) Welche anderen Partnerkanzleien wären neben Valencia, Spanien, auch für Dich in Betracht gekommen und warum?
Grundsätzlich wollte ich mit meinem Aufenthalt zum einen die Kolleginnen und Kollegen der Partnerkanzleien persönlich kennenlernen, aber zum anderen eben auch etwas mehr Zeit in Spanien verbringen, als es in einem Urlaub möglich gewesen wäre. Ich hätte meinen Aufenthalt deshalb vermutlich auch in jeder anderen spanischen Stadt mit einer ETL-Kanzlei sinnvollerweise verbringen können. Allerdings war ich mit meiner ersten Wahl, Valencia, rückblickend sehr zufrieden.
4) Welcher Vorteil überwiegt Deiner Meinung nach bei diesem Arbeitskonzept und für wen eignet sich dieses?
Zunächst ist dies natürlich von der Arbeitsweise und den Aufgaben der Person abhängig – nicht für jede Tätigkeit eignet sich das Arbeiten außerhalb der Arbeitsstätte. Allerdings bin ich in der privilegierten Situation, dass ich grundsätzlich (fast) alle Tätigkeiten auch remote und damit auch über Landesgrenzen hinweg erbringen kann. Für die anderen Aufgaben (wie akute Gerichtstermine) wurde ich von den Kolleginnen und Kollegen tatkräftig unterstützt und hatte auch hier keine Ausfälle zu befürchten.
Für mich ist der größte Vorteil darin zu sehen, den eigenen Alltag in einer vollkommen ungewohnten Umgebung erleben zu können. Die Besonderheiten von Sprache, Kultur und Lebensweise sind so erst richtig erfahrbar. Davon profitiert vor allen Dingen die Fähigkeit, in einer fremden Sprache zu kommunizieren. Meine Spanischkenntnisse und vor allem meine Sprechfähigkeit haben in diesem Monat eine größere Entwicklung gemacht, als in den zehn vorherigen Monaten mit einem App-basierten Spanischkurs. Das war ein tolles Gefühl und ein echter Erfolg für mich.
5) Hast Du Nachteile an dieser Arbeitsweise feststellen können?
Zum einen habe ich während meiner Zeit in Spanien normal gearbeitet, sprich ich hatte nicht weniger zu tun als sonst in Köln. Zum anderen wollte ich natürlich auch die Stadt Valencia, die ich bis dahin nur von Bildern kannte, möglichst intensiv kennenlernen und bloß nichts Sehenswertes verpassen. Das führte nicht unbedingt zu Entspannung, aber jedenfalls zu einer grandiosen Zeit. Einen Nachteil im Rahmen meiner Arbeit konnte ich weder während meines Auslandsaufenthalts noch danach feststellen. Die Kommunikation mit den Mandanten war auch zuvor nicht von der physischen Anwesenheit in einem Besprechungsraum geprägt – das war eine gern gesehene, aber doch sehr seltene, Ausnahme.
6) Nimm uns doch einmal in einen typischen Arbeitstag in Spanien mit. Wie sah dieser aus?
Ich hatte in Valencia eine Wohnung bewohnt, von der ich die Kanzlei von Ejaso im historischen Stadtkern Valencias innerhalb von ca. 20 Minuten mit der Metro erreichen konnte. Insofern bestand mein Tagesstart nach einem Kaffee, soweit keine Veränderung zur sonstigen Arbeitsweise, und dem Einstieg in die Metro. Die Kanzleiräumlichkeiten befinden sich in der Nähe des Placa del Ayuntamiento und liegen somit wunderbar zentral im Herzen Valencias. Meine Mittagspause verschob sich in Spanien allerdings. Meistens saß ich von 14 - 15 Uhr mit den Kolleginnen und Kollegen zusammen in einem der Konferenzräume oder wir gingen in einem Restaurant essen. Nach dem Feierabend ging es wahlweise in die historische Altstadt, in eines der umliegenden Lokale oder an den Stadtstrand Valencia, um den Tag gebührend zu beenden.
7)
Hattest Du vor Ort oder vorab Kontakt zu anderen, die ebenfalls dieses Konzept ausprobiert haben?
In dem Büro in Valencia arbeiten einige Kolleginnen und Kollegen für das Büro von Ejaso in Madrid. Insofern kann man sagen: Ja. Andere Kollegen, die als deutsche Juristen und Steuerberater in Spanien arbeiten, habe ich allerdings erst später auf der ETL Global-Tagung in Lissabon kennengelernt.
8) Welche Vorteile hat Deiner Meinung nach Pelka als Kanzlei, wenn sich Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer für einen Auslandsaufenthalt entscheiden?
Meiner Meinung nach profitiert das Unternehmen enorm davon, den Beschäftigten das Arbeiten aus dem Ausland nach Möglichkeit und je nach Tätigkeit anzubieten. Beschäftigte erbringen ihre Leistung nach meiner Wahrnehmung genauso wie in Deutschland. Eine arbeitnehmende Person wird bei klarer Kommunikationen der Erwartungshaltung nicht plötzlich im Ausland unzuverlässig arbeiten. Insofern entsteht kein Nachteil bei der Erbringung der Arbeitsleistung, wenn im Vorhinein die Abläufe entsprechend besprochen und organisiert sind.
Der Beschäftigte kommt an den Standort des Unternehmens zudem mit neuen Eindrücken und Ideen zurück und kann dort möglicherweise im Ausland neu erlernte Herangehensweisen oder Problemlösungsstrategien anwenden. Zufriedene Beschäftigte sind auch immer gewillt, für das Unternehmen mehr zu leisten. Die Sprachkenntnisse der arbeitnehmenden Person und die neu gewonnenen Kontakte können ebenfalls gewinnbringend eingesetzt werden. Nicht zuletzt trägt ein Auslandsaufenthalt auch immer zur Persönlichkeitsentwicklung der Mitarbeiter bei und kann damit als essentieller Baustein der HR-Arbeit der Kanzlei sein.